Senioren-Wohnungen: Bis 2030 fehlen 3 Millionen

Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter – zugleich werden die Alterseinkommen in den nächsten zwei Jahrzehnten geringer. Für den Wohnungsmarkt bringt diese Entwicklung eine riesige Herausforderung mit sich: Altersgerechte Wohnungen werden immer gefragter. Eine Studie hat jetzt ausgerechnet, in welchen Dimensionen Umbauten und Förderung nötig werden.

Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter – zugleich werden die Alterseinkommen in den nächsten zwei Jahrzehnten geringer. Für den Wohnungsmarkt bringt diese Entwicklung eine riesige Herausforderung mit sich: Altersgerechte Wohnungen werden immer gefragter. Eine Studie hat jetzt ausgerechnet, in welchen Dimensionen Umbauten und Förderung nötig werden.

München. Drei Millionen altersgerechte Wohnungen müssen in Deutschland bis zum Jahr 2030 entstehen – zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie des Pestel Instituts. Die Untersuchung im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel ist auf der BAU-Fachmesse in München präsentiert worden. Als Gründe für den hohen Bedarf nennen die Macher der Studie sowohl den steigenden Bevölkerungsanteil im Ruhestandsalter von über 65 Jahren als auch sinkende Alterseinkommen.

Die Experten gehen davon aus, dass um das Jahr 2035 in Deutschland 23 bis 24 Millionen Menschen leben, die mehr als 65 Jahre alt sind. Aktuell gehören dieser Altersgruppe nur 17,7 Millionen Menschen an. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stiege demnach von aktuell 21,4 auf dann 28 Prozent. Dabei ging man von einer stabilen Geburtenrate und 300.000 Zuwanderern pro Jahr aus. Die Macher der Studie stellen zugleich fest: „Allerdings wird sich das bisherige Versorgungsniveau für einen erheblichen Teil der Ruhestandsbevölkerung nicht halten lassen.“

Sinkende Alterseinkommen zwingen zu anderem Wohnraum

Aktuell benötigen drei Prozent der Senioren staatliche Unterstützung, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Die Fachleute gehen davon aus, dass diese Zahl in den nächsten 20 Jahren auf 25 bis 35 Prozent – also rund ein Drittel – steigen wird. Das hat der Studie zu Folge Auswirkungen auf die Gestaltung der Wohnsituation: Bislang blieben Menschen oft bis ins hohe Alter in der (zu) großen Wohnung oder dem Haus, wo sie als junge Familie eingezogen waren. Das könnten sich viele Ruheständler in Zukunft nicht mehr leisten.

Diese Schwierigkeiten sieht die Studie nicht nur auf Mieter zukommen. Eigentümer bekämen zunehmend Probleme, die Instandhaltung ihrer Immobilien finanzieren zu können: „Im Jahr 2014 verfügten gut 1,9 Mio. Wohnungseigentümerhaushalte, davon ein Großteil aus der Altersgruppe 65plus, über ein monatliches Nettoeinkommen unter 1.300 Euro. Weitere 0,85 Mio. Eigentümerhaushalte erzielten ein Nettoeinkommen zwischen 1.300 und 1.500 Euro monatlich“, heißt es in der Studie. Und weiter: „Der Unterhalt eines Einfamilienhauses, nach wie vor die häufigste Form des Wohneigentums, das zudem in der Regel für einen größeren Haushalt konzipiert war, ist mit derartigen Einkommen dauerhaft kaum möglich.“

Altersgerechter Umbau: Investitionen von bis zu 50 Milliarden Euro erwartet

Die Nachfrage nach kleinen, bezahlbaren und barrierefreien Wohnungen werde dementsprechend steigen. Unterstellt man die heutigen Bauabgangszahlen, werden allerdings 98 Prozent der heutigen Wohnimmobilien auch im Jahr 2035 noch auf dem Markt sein. Das begrenzt die Möglichkeiten für Senioren erheblich, in entsprechend altersgerechte Wohnungen umzuziehen. Es sei denn, es kommt zu einem regen Umbau von Bestandsimmobilien zu altersgerechtem Wohnraum. Insgesamt müssten 2,5 bis 3 Millionen seniorengerechte Wohnungen geschaffen werden.

Dafür geht man von Investitionen im Bereich von 39 bis 50 Milliarden Euro aus. Die Macher der Studie schreiben, eine Ausweitung der staatlichen Förderung sei angesichts des hohen Investitionsbedarfs dringend anzuraten: „Wenn auch in diesem Bereich die Faustregel gilt, dass ein Fördereuro etwa acht Euro an privaten Investitionsmitteln nach sich zieht, wäre zur Umsetzung der genannten Investitionsbedarfe in Höhe von 50 Mrd. Euro ein Fördervolumen von 5,6 Mrd. Euro erforderlich.“ Das wären im Zeitraum bis 2030 jeweils 500 Millionen Euro pro Jahr.

Investitionen in Barrierefreiheit rechnen sich

Das ist sehr viel Geld. Die Studie rechnet allerdings auch vor: Ein barrierearmer Wohnungsumbau koste im Schnitt 15.600 Euro. Die Pflege eines alten Menschen im Seniorenheim koste durchschnittlich 8.500 Euro jährlich. Sprich: Selbst wenn er den Umzug ins Heim nur um zwei Jahre hinausschiebt, rechnet sich der altersgerechte Umbau unter dem Strich. Ohnehin haben viele Senioren den Wunsch, möglichst lange in einer eigenen Wohnung bleiben zu können.

In NRW könnte der Umbaubedarf allerdings etwas geringer ausfallen: Die neue Landesbauordnung, die am 1. Januar 2019 in Kraft getreten ist, schreibt nämlich vor: Künftig darf in NRW nur noch barrierefrei gebaut werden. Damit ist zu erwarten, dass der Neubau an Rhein und Ruhr in den nächsten zwei Jahrzehnten deutlich mehr altersgerechten Wohnraum schaffen wird, als in anderen Ländern.

Hier können Sie die vollständige Studie zum Wohnen der Altersgruppe 65plus herunterladen.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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