Müll und Abwasser: Große lokale Unterschiede bei der Gebührenlast

Die Gebühren für Müll und Abwasser belasten die Haushalte in Nordrhein-Westfalen ausgesprochen unterschiedlich. Während einige Kommunen deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen, schießen andere weit darüber hinaus. Dafür sind nicht nur örtliche Gegebenheiten verantwortlich: Der Bund der Steuerzahler sieht hier und da auch ein bewusstes Abkassieren der Bürger.

Die Gebühren für Müll und Abwasser belasten die Haushalte in Nordrhein-Westfalen ausgesprochen unterschiedlich. Während einige Kommunen deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen, schießen andere weit darüber hinaus. Dafür sind nicht nur örtliche Gegebenheiten verantwortlich: Der Bund der Steuerzahler sieht hier und da auch ein bewusstes Abkassieren der Bürger.

Düsseldorf. Im landesweiten Durchschnitt sind die Gebühren für Müll und Abwasser in NRW letztes Jahr leicht gesunken. Die zweiwöchentliche Leerung der Restmülltonne verbilligte sich um vier Euro, die monatliche Leerung – ebenso wie die Abwassergebühren – um zwei Euro. Das gilt zumindest für einen vierköpfigen Musterhaushalt mit 200 Kubikmetern Frischwasserverbrauch, 130 Quadratmetern versiegelter Grundstücksfläche sowie zwei 120-Liter-Mülltonnen für Restmüll und Bioabfall. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, welche der Bund der Steuerzahler NRW (BdSt) jetzt vorgestellt hat.

Für eine Entwarnung bei der Belastung der Bürger durch die Nebenkosten des Wohnens besteht jedoch kein Anlass. Die landesweiten Durchschnittswerte haben kaum Aussagekraft, weil die Gebühren sich von Ort zu Ort drastisch unterscheiden. In manchen Kommunen mussten die Bürger letztes Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahr, wie der Bund der Steuerzahler berichtet (Beipsiel: Blankenheim, Kreis Eurskirchen: Abwasser +18,6 Prozent). Beim Abfall klafft die Schere um mehrere hundert Euro auseinander: Während Münster in NRW mit 564 Euro für den Musterhaushalt am teuersten ist, fallen in Dahlem (Kreis Euskirchen) nur 122,63 Euro an. Große Differenzen bei den Abfallgebühren hatte auch schon eine Erhebung von Haus & Grund festgestellt.

Müll und Abwasser in NRW: Wo die Bürger draufzahlen

Beim Abwasser sind die Unterschiede noch größer. Landesweit am meisten muss der Musterhaushalt in Neunkirchen-Seelscheid aufbringen: 1.269,26 Euro. Am günstigsten kommt die Familie dagegen in Reken weg: 246,50 Euro stehen hier auf der Abwasserrechnung. Gerade ländliche Gemeinden sind beim Abwasser teilweise besonders teuer, weil sie über relativ wenige Gebührenzahler vergleichsweise lange Kanalnetze unterhalten müssen. Außerdem spielt die Topographie eine Rolle: In bergigen Regionen sind oftmals teure Pumpwerke nötig. Das kann aber nicht in allen Fällen als Ausrede für hohe Gebühren gelten, wie eine Studie von Haus & Grund gezeigt hat.

Bei der Müllentsorgung zahlen die Städte und Gemeinden beispielsweise unterschiedlich hohe Gebühren an die Müllverbrennungsanlage. So geht beispielsweise der Restmüll aus dem Kreis Wesel in die Verbrennungsanlage nach Kamp-Lintfort, die erst 1997 entstanden ist. Die relativ neue Einrichtung wird noch abgeschrieben und ist deshalb besonders teuer, was die hohen Müllgebühren im Landkreis erklärt: Alpen liegt bei 479 Euro, Schermbeck bei 420 Euro und auch Wesel ist mit 351 Euro noch weit über dem Landesdurchschnitt.

Hohe Müllgebühren haben verschiedene Gründe

Bei der Abholung des Mülls erhalten die Städte nach Berichten der Rheinischen Post auf ihre europaweiten Ausschreibungen hin kaum noch günstige Angebote. Die wenigen Anbieter treiben demnach die Preise, bei einer Neuausschreibung liegt das billigste Angebot teilweise 80 Prozent über dem bisherigen Preis. Das Bundeskartellamt ermittelt bereits seit längerem. Nach Ansicht des BdSt sind jedoch auch die Kommunen mitschuldig an hohen Gebühren. Überschüsse landeten hier und da im Haushalt der Gemeinde, anstatt sie über Gebührensenkungen den Bürgern zurückzugeben.

Als Beispiel nennt der BdSt in der Rheinischen Post die Landeshauptstadt. In Düsseldorf haben demnach die Stadtentwässerungsbetriebe 2016 einen Jahresgewinn von 3,5 Millionen Euro gemacht – das Geld sei in den Haushalt der Stadt geflossen. Das sei legal, belaste aber die Bürger. Gleiches gilt für die Leerung öffentlicher Papierkörbe oder das Einsammeln von wildem Müll. Die Kosten dafür trägt die Stadt mancherorts nicht aus ihrem Haushalt, sondern aus den Müllgebühren, die sie den Bürgern berechnet. So verteuern die Kommunen das Wohnen vor Ort.

Anstieg der Nebenkosten verteuert Wohnen mehr als Mietsteigerungen

Auch Haus & Grund Rheinland beobachtet die Entwicklung bei den Nebenkosten des Wohnens seit Jahren – mit dem Wohnkostenbericht. Die Studie hat wiederholt gezeigt, wie wichtig das Thema ist: Seit Jahren steigen die Betriebskosten stärker als die Nettokaltmieten. Die sogenannte „2. Miete“ ist zum größten Kostentreiber beim Wohnen geworden. Daran haben öffentliche Gebühren und Abgaben einen Anteil von 70 Prozent.

Die Datenerhebung für den Wohnkostenbericht 2018 läuft derzeit – noch bis zum 31. August sind alle Eigentümer aufgerufen, Daten für ihre selbstgenutzten und vermieteten Objekte einzureichen. Alle Teilnahmeinformationen und den Erhebungsbogen gibt es hier. Weitere Details zur Entwicklung der Betriebskosten liefert der Wohnkostenbericht 2017, der hier kostenlos zum Download bereitsteht.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland verfasst.

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