Europa-Vergleich: Wohnimmobilien in Deutschland besonders teuer

Europa-Vergleich: Wohnimmobilien in Deutschland besonders teuer

„Trotz einer leichten Abkühlung in den letzten Jahren bleibt Wohnen europaweit sehr kostspielig, vor allem in Mitteleuropa.“ Dieses Fazit zieht Deloitte in seiner aktuellen Auswertung der Entwicklung der europäischen Immobilienmärkte. Für Deutschland gilt dieses Fazit in ganz besonderem Maße: Hier sind Neubau-Wohnimmobilien nämlich im Europa-Vergleich ganz besonders teuer.

„Trotz einer leichten Abkühlung in den letzten Jahren bleibt Wohnen europaweit sehr kostspielig, vor allem in Mitteleuropa.“ Dieses Fazit zieht Deloitte in seiner aktuellen Auswertung der Entwicklung der europäischen Immobilienmärkte. Für Deutschland gilt dieses Fazit in ganz besonderem Maße: Hier sind Neubau-Wohnimmobilien nämlich im Europa-Vergleich ganz besonders teuer.

München. Der Kauf einer neuen Wohnimmobilie ist in Deutschland herausragend teuer. Rund 4.700 Euro pro Quadratmeter musste man im letzten Jahr in Deutschland im Schnitt investieren – nur in Österreich war das Preisniveau mit 4.920 Euro für den Quadratmeter noch ein bisschen höher. Auf dem dritten Platz liegt Frankreich, dort kostete der Quadratmeter Wohnraum letztes Jahr im Schnitt 4.538 Euro. Das zeigt der aktuelle Deloitte Property Index, der kürzlich veröffentlicht wurde. Auch die Niederlande, Norwegen, Tschechien und Portugal landen mit Quadratmeterpreisen von mehr als 4.000 Euro in der Spitzengruppe.

Wie groß die Preisunterschiede in Europa sind, zeigt ein Blick auf das andere Ende des Rankings. So ist man beim Kauf einer Wohnimmobilie in Bosnien und Herzegowina schon mit 1.315 Euro pro Quadratmeter dabei, in Griechenland muss man mit 1.463 Euro rechnen und in Rumänien mit 1.504 Euro. Dabei hat Deloitte die Transaktionspreise für Neubauten betrachtet. Es ist also nicht so, als hätten verfallende Plattenbauten aus Ostblockzeiten die Preise in Ländern wie Rumänien gedrückt. Nur unterschiedliche Qualitätsstandards im aktuellen Neubau konnten sich in den Preisen niederschlagen.

Europaweit uneinheitliche Preisentwicklung

Die Zahlen von Deloitte zeigen auch, dass sich die Wohnimmobilienmärkte in Europa sehr unterschiedlich entwickeln. So zeigten sich in einigen Ländern letztes Jahr zweistellige Preisanstiege: In Ungarn stiegen die Preise um 13,3 Prozent, in Polen um 12,2 Prozent und im ohnehin schon hochpreisigen Portugal um 11,5 Prozent. Auch Griechenland erlebte mit 10,0 Prozent einen rasanten Preisanstieg bei Wohnimmobilien. Auf der anderen Seite sind die Preise aber auch in zahlreichen europäischen Märkten deutlich gefallen – in Italien sogar um 10,7 Prozent. In Dänemark gaben die Preise um 3,8 Prozent nach.

In Norwegen ging es um 3,5 Prozent runter, im Vereinigten Königreich wurden Wohnimmobilien im Schnitt um 3,3 Prozent günstiger. In Frankreich sind die Preise um 2,2 Prozent geschrumpft und in Deutschland um 2,1 Prozent – was angesichts des enorm hohen Preisniveaus allerdings keine so große Entlastung für die Käufer bedeutet. Der Eigentumserwerb bleibt in Deutschland eine herausragend teure Angelegenheit. Allerdings muss zur Deloitte-Studie angemerkt werden, dass die Schweiz, Schweden und Finnland in dem Zahlenwerk keine Berücksichtigung gefunden haben.

Zweitteuerste Metropole Europas liegt in Deutschland

Bei den erfassten Wohnungsmärkten ermöglicht die Studie allerdings auch einen tieferen Einblick über den Landesdurchschnittswert hinaus. Hier zeigt sich: Mit einem durchschnittlichen Kaufpreis von 10.900 Euro pro Quadratmeter ist München die zweitteuerste Metropole in Europa. Nur Paris ist mit 14.900 Euro noch teurer. Selbst der Stadtkern von London liegt mit 8.018 Euro pro Quadratmeter deutlich hinter München auf Platz drei. Der vierte Platz geht an Amsterdam mit 7.850 Euro vor Frankfurt mit 7.700 Euro. Berlin liegt bei 7.300, Hamburg bei 7.100 Euro und damit ungefähr auf dem Niveau von Oslo (7.158 Euro) und Lyon (7.172 Euro).

Andere Großstädte mit Quadratmeterpreisen über 7.000 Euro wurden nicht erfasst. Barcelona ist mit 6.937 Euro allerdings nur ganz knapp an dieser Marke vorbeigeschrammt. Günstigste Stadt im Ranking ist das griechische Patra: Hier kostete der Quadratmeter Neubauwohnung im letzten Jahr nur durchschnittlich 1.203 Euro. Niš in Serbien folgt in der Liste mit 1.373 Euro. Die preiswerteste Hauptstadt der erfassten europäischen Länder war das rumänische Bukarest mit einem Quadratmeter-Durchschnittspreis von gerade mal 1.726 Euro. Sehr interessant ist dabei, wie stark die Preise in den Top-Metropolen teilweise vom Landesdurchschnitt abweichen.

Deloitte sieht „vorsichtige Normalisierung der Marktbedingungen“

So kostet der Quadratmeter in Paris 328,3 Prozent mehr als im französischen Durchschnitt, Barcelona liegt 252,7 Prozent über dem spanischen Durchschnitt und Athen um 227,4 Prozent über dem griechischen Preisniveau. Auch in Deutschland sticht die Top-Metropole München weit heraus, ihr Preisniveau erreicht 231,9 Prozent des deutschen Durchschnittspreises. Die Städte mit den größten Preisanstiegen waren letztes Jahr Budapest (+13,9 Prozent), Warschau (+12,7 Prozent), Lissabon (+12,1 Prozent) und Athen (+12,0 Prozent). Dagegen herrschte im deutschsprachigen Raum eher Stagnation, Wien kam auf +0,2 Prozent, Berlin auf eine Veränderung von 0,0 Prozent.

Dagegen fielen die Preise im Stadtkern von London um beeindruckende 12,5 Prozent, in Kopenhagen um 7,4 Prozent und in Oslo um 5,2 Prozent. „Nachdem die meisten europäischen Immobilienmärkte in den letzten Jahren stark unter Zinserhöhungen sowie  steigenden Energie- und Rohstoffpreisen litten und ihre Erwartungen stark zurückschrauben mussten, sehen wir in unserer aktuellen Erhebung eine vorsichtige Normalisierung der Marktbedingungen“, sagte Michael Müller, Partner und Sektorleiter Real Estate bei Deloitte, zur Einordnung der Studienergebnisse.

Große Unterschiede bei der Erschwinglichkeit

„Diese Erholung wirkt jedoch in unterschiedlichem Maße und Tempo auf die einzelnen Regionen, was die weiterhin uneinheitliche Entwicklung in Europa erklärt“, ergänzte der Fachmann. Er wies außerdem auf eine verschlechterte Erschwinglichkeit von Wohneigentum hin: „Die Kombination aus höheren Kreditkosten und immer noch hohen Immobilienpreisen hat europaweit die Erschwinglichkeit von Wohnraum verschlechtert, insbesondere in städtischen Zentren, wo die Nachfrage das Angebot meist um einiges übersteigt.“

Zur Ermittlung der Erschwinglichkeit hat die Studie jeweils das durchschnittliche Jahreshaushaltseinkommen mit den Wohnimmobilienpreisen in Beziehung gesetzt. So zeigt sich, dass in Amsterdam 15,1 Jahresgehälter für den Erwerb einer durchschnittlichen, standardisierten Neubau-Wohnimmobilie benötigt werden, in Prag 13,5 und in Athen 13,3. Dagegen kommt man in Rom schon mit 6,9 Jahresgehältern ins Wohneigentum, in Oslo sind es 7,6 und in Zagreb 8,1. Insgesamt sei die Erschwinglichkeit in den nordeuropäischen Ländern wie Norwegen oder Dänemark am besten, in einigen osteuropäischen Ländern wie Tschechien oder der Slowakei am schlechtesten.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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